16115 Rasuren.125Letztere waren teurer. Wenngleich Klingen billiger wurden,bedeutet ein Wegwerfprodukt laufende Kosten; für viele hieß dies, sparsammit den Klingen umzugehen. Hierin wurde eine Marktnische erkannt. DasSchärfen der Schneide erfolgte durch Abrieb auf einer Fläche aus Stein,Leder oder auch Stahl. Um dies möglichst bequem und sicher zu bewerkstelligen, wurden diverse Apparate entwickelt, Rasierklingen in verschiedeneVorlagen eingespannt und Schleifvorrichtungen auf unterschiedliche Weisebetätigt. Die Hersteller von Klingenschärfern propagierten in der Regel,dass diese trotz der Vielfalt an Klingen für alle geeignet seien und sich dieAnschaffung schnell bezahlt machen würde, da mit diesen die Lebensdauer der Klingen außerordentlich verlängert werde. So heißt es etwa inder Gebrauchsanweisung des Rasierklingenschärfers Allegro aus den1930er-Jahren(Inv.Nr. 77298/1):„Dieser wunderbare kleine Präzisionsapparateignet sich für jede Rasierklinge, schleift auf Spezialsteinen und zieht aufLeder ab. Ermöglicht tadelloses, schmerzloses Rasieren; eine Klinge hält einJahr.“ Auf der Innenseite des Etuis sind neben den Anleitungen diverseRasierklingen abgebildet. Wie bei allen Herstellern blieb ausgeblendet,dass es von der Qualität der Klinge abhing, wie lange sie zu verwendenwar, und dass mit der Entwicklung zu immer dünneren Klingen das Nachschleifen technisch schwieriger wurde.126Die Schweizer Firma Allegro besaßPatente in Frankreich, Deutschland, England und den USA. In einen Rahmensind ein Schlitten samt Klingenhalter und eine drehbare Schleifvorrichtungmontiert, die zwei Seiten aufweist; eine besteht aus Stein, eine aus Leder.Um eine Klinge einzulegen, muss der Klingenhalter aus dem Schlittenherausgenommen werden. Wieder eingesetzt wird der Schlitten per Handhin- und hergefahren, laut Gebrauchsanweisung zuerst zehnmal auf derSteinseite des Schärfkörpers. Dann wird die Schleifvorrichtung umgekipptund die Bewegung zwanzigmal auf dem Leder wiederholt.Diese Funktionsweise findet sich ebenso bei Rasierklingenschärfernanderer Hersteller, etwa bei einem österreichischen Erzeugnis namensBrico(Inv.-Nr. 74478/1). Auch hier wird propagiert, dass eine Klinge durchdas Schärfen bis zu einem Jahr benützt werden könne, wenn die Qualitätgut und die Klinge nicht zu dünn sei. In der Gebrauchsanweisung wird eingutes Schärfergebnis zugesichert, das„den verwöhntesten Ansprüchengenügt und ein sanftes Rasieren gewährleistet.[…] Es verbindet sich somitder Vorteil der Sparsamkeit mit dem noch größeren, sich immer gut undvor allem schmerzlos rasieren zu können.“ Dieses Gerät erwarb Herr S. um1950 und verwendete es bis zum Kauf eines Elektrorasierers 1956.Dass beide Hersteller die Geräte als„Automatischer Schleif- und Abziehapparat“ bzw.„Der automatische Klingenschleif- und Abziehapparat“bezeichneten, war der Zeit geschuldet. Der Begriff des Automatischen