19als Apothekengefäße zu erkennen geben, so dürfte die Gesamtzahl jedoch650 Gefäße nicht überschreiten. Woher stammte der Rest von rund 700Stück, die auf die 1334 Objekte fehlen, welche in einer Gesamtlieferungim Juli 1917 nach Wien transportiert wurden? Hatten die restlichen Gefäßesich möglicherweise früher in einer anderen erzherzoglichen Residenz befunden? Doch warum hätte man sie mitten im Krieg zunächst nach Blühnbach bringen sollen? Alle weiteren Inventare ergaben dazu keinen Befund.Arthur Krupp – doch ein Sammler, der zufällig die gleichen Sammlungsinteressen wie Franz Ferdinand teilte? Ein eher abwegiger Gedanke.Die Lösung – Der HofburgbauErst ein weiterer Blick in das Ende 1914 in Blühnbach aufgenommeneInventarverzeichnis brachte die Lösung des Rätsels. Denn dem oben genannten maschinschriftlichen„Blühnbach-Inventar“, das dem Schätzmeisterfür die Erhebung der Gesamtsumme zur Verfügung stand, ist ein zweitesInventar angeschlossen, eine – ebenfalls maschinschriftliche – Durchschrift,die auf den ersten Blick wie eine Rohfassung aussieht und sich auf denzweiten Blick auch als solche erweist. Nur: Diese Erst- oder Rohfassungenthält alle verzeichneten Gegenstände, die in Blühnbach aufgefundenwurden, wohingegen das„Blühnbach-Inventar-und-Schätz-Verzeichnis“ einebereinigte Version darstellt, die nur die Gegenstände aus der Verlassenschaft, d. h. dem Privatbesitz des Erzherzogs, beinhaltet. Klingt kompliziertund ist es auch.Das„Gesamtverzeichnis Blühnbach“ trägt in roter Tinte den entscheidenden Hinweis:„Die roten Nummern sind Eigentum des Stadterweiterungsfonds(Hofburgbau).“ Der Wiener Stadterweiterungsfonds(STEF) wurde1858 im Zuge der Schleifung der Stadtmauern und der Verbauung desvorgelagerten Glacis gegründet und untersteht bis heute dem Innenministerium. Der Wiener Hofburgbau und die 1906 für diesen ins Lebengerufene Antiquitätensammlung fielen in seinen Zuständigkeitsbereich. Diekomplette Apothekengefäße-Sammlung, die im dritten Stock des Schlosses aufgefunden wurde, umfasste 1554 Stücke, von denen 581 dem Privatbesitz des Erzherzogs und 869 dem Hofburgbau zugeschrieben wurden.Die restlichen 104 Gefäße stammten aus der Hofapotheke Wien. Zu denUngereimtheiten der Sammlungsgeschichte gehört auch die Tatsache, dassdie hier verzeichneten Stückzahlen nicht mit den im Jahr 1917 nach Wiengeschickten übereinstimmen.