48 DieWiener Die 1718 gegründeteWiener Porzellanmanufaktur ist seit 1923 unter dem NamenAugarten bekannt. Charakteristisch für dieWiener war und ist eine umfassende Markierung ihrer Produkte. Durch die unterglasurblaue Marke, den Bindenschild, lässt sich jedes Stück eindeutig der Manufaktur zuschreiben. Doch damit nicht genug: Anhand von Mitarbeiter-Kennzei­chen teils Ziffern, teils Buchstaben sind in den meisten Fällen auch die Weißdreher, die Blau- und die Buntmaler bekannt. Manche Buntmaler des 19. Jahrhunderts blieben der Porzellanmanufaktur ein Leben lang treu. Lorenz Gschladt etwa brachte es auf 52 Dienstjahre, sein Kollege Christian Wieringer gar auf 61 Jahre. Zwei schlichte zylindrische Gefäße mit hochgezogenem Deckel mit rundem Knauf haben eine sehr ähnliche Bemalung. Das eine Gefäß(Abb. 48) zeigt links einen fruchttragenden Eichenzweig und rechts einen fruchttragen­den Lorbeerzweig sowie umlaufende Bänder in Grün, das andere(Abb. 49) zwei Lorbeerzweige und umlaufende Bänder in Gold. Die am Boden eingestempelten Zahlen818 und822 stehen für die Jahre 1818 und 1822, die jeweils aufgemalte Zahl106 für den Buntmaler Lorenz Gsch­ladt. Insgesamt befinden sich neun sehr ähnliche Gefäße in der Samm­lung. Ein weiteres zylindrisches Gefäß(Abb. 50) trägt zwei sich kreuzende Vergißmeinnichtzweige und umlaufende blaue Bänder. Die Nummer 141 weist den Maler als Joseph Lachel aus, der zwischen 1812 und 1824 in der Manufaktur tätig war. Das zylindrische Gefäß mit Ausgussschnabel und eingepasstem, leicht hochgezogenem Deckel(Abb. 51) stammt aus dem Besitz der ehemali­gen Hofapotheke in Wien. Es zeigt einen ovalen Kranz aus Weinlaub mit Beeren, der von einem Band in den Farben Violett-Weiß-Violett umflochten ist. An der Oberseite des Kranzes ist eine blaue Schleife mit flatternden Bändern zu sehen, auf dem Deckel eine Art umlaufender Perlenkette. Am Boden finden sich ein schwer lesbarer Jahresstempel(vermutlich 812) und die Buntmalerzahl 42(Christian Wieringer). Dass dieses Gefäß, ebenso wie vier weitere, aus dem Besitz der ehemaligen Hofapotheke in Wien stammt, lässt sich anhand von Vergleichsstücken aus der Hofapotheke selbst nachweisen, von denen sich ebenfalls etliche im Besitz des Technischen Museums Wien befinden. Vermutlich wurden diese Gefäße bei Bedarf immer wieder ergänzt; das würde auch die teilweise abweichende Art der Bemalung und der Beschriftungen erklären.