78Abhandlung von Johann Jacob Woyt mit dem Titel„Gazo-phylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge“aus dem Jahr 1734 heißt, mit dem Hinweis, das Pulver in einer warmenSuppe zu sich zu nehmen. Auch Darreichungsformen in Fleischbrühe, inweichgekochtem Ei, in Wein oder mit Zucker finden sich. Wie immerdiese Arznei verabreicht wurde, Ziel der Einnahme war es, eine vorzeitigeNiederkunft der Schwangeren zu verhindern. Das Pulver in häufig leichtvariierender Zusammensetzung einer Vielzahl an Ingredienzien enthieltu. a. Elfenbeinspäne und Korallen.Die gern gestellte Frage, ob sich in der Apothekengefäße-Sammlungauch Behältnisse für„Mumia“ und/oder„Menschenfett“(Axungia hominis)befinden, muss verneint werden. Die Frage ist keine rhetorische oder reinspekulative, denn in anderen renommierten Sammlungen befinden sichdurchaus Gefäße mit entsprechenden Aufschriften, die auf diese Inhalteschließen lassen. Mumia, Teile des einbalsamierten menschlichen Körpers,war im 17. und 18. Jahrhundert ein ähnlich begehrtes Gut wie der oben beschriebene Theriak. Zunehmende ethische Bedenken, Vorwürfe des Kannibalismus und humanistisches Gedankengut brachten die Mumia zu Beginndes 19. Jahrhunderts zunehmend in Verruf, sodass sie schließlich aus denArzneibüchern verschwand. In der seit den 1870er-Jahren entstandenenWarenkunde-Sammlung des Technischen Museums findet sich jedoch dieSubstanz, die sich in den nicht vorhandenen Apothekengefäßen befundenhaben dürfte, nämlich eine„echte“ Mumienprobe:„Mumia Egyptica vera“(Abb. 110).1In1v0.N„r.M8u8m27i2aEgyptica vera“,Um 1900