32 Wiesner begründete mit seinen Forschungen eine eigene Schule der Warenlehre. Bei ihm habilitierte sich 1878 Franz von Höhnel(1852–1920). Dieser übernahm später Wiesners Honorardozentur am ehemaligen Polytechnischen Institut, das mittlerweile zur Technischen Hochschule avanciert war. 1895 wurde Höhnel dort zum ordentlichen Professor an einer neu geschaffenen Lehrkanzel für Botanik, technische Mikroskopie und Warenkunde ernannt. Sein Lehrer Wiesner erklomm noch weitere Karrierestufen: 1905 wurde er als lebenslängliches Mitglied ins Herrenhaus berufen. Anlässlich seines Übertritts in den Ruhestand im Jahr 1909 erhielt er den erblichen Ritterstand zugesprochen. Institutionell etablierte sich die Lehre der Warenkunde auch über Wien hinaus an anderen polytechnischen Instituten bzw. technischen Hochschulen sowie an den Universitäten. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts bemühten sich kaufmännische Kreise um einen neuen Typ kommerzieller Lehranstalten. 1856/57 entstanden mehrere von Privaten initiierte Handelsakademien in Wien, Prag und Pest, 1861 folgte eine weitere in Graz. 1873 wurde die zweite Klasse der Wiener Akademie aufgewertet und zu einer Handelshochschule ausgebaut. Aufgrund einer länger währenden Wirtschaftskrise musste diese bereits 1877 wieder aufgelassen werden. Im gleichen Jahr entstand auf der Basis einer gut dotierten Privatstiftung eine weitere Lehranstalt dieser Art, die„Scuola Superiore di Commercio“ in Triest. Erst 1898 folgte mit der Gründung der Exportakademie eine nunmehr dauerhafte Hochschule in Wien. An den kommerziellen Mittelschulen wurde ebenfalls Forschung betrieben. Zu ihren renommierten Vertretern zählten die aus Oberndorf in Salzburg gebürtigen Brüder Eduard(1851–1911) und Thomas Franz Hanausek (1852–1918). Ersterer erhielt seine Ausbildung am Polytechnischen Institut in Wien und lehrte von 1873 bis 1911 an der Wiener Handelsakademie, wo er ein Warenlaboratorium einrichtete. Thomas Franz Hanausek studierte bei Julius Wiesner an der Universität Wien. Ab 1880 lehrte er Warenkunde und Naturgeschichte an der Oberreal- und Handelsschule in Krems, wo er ebenfalls ein Laboratorium gründete. Seit 1885 unterrichtete er an der Oberrealschule in Wien-Schottenfeld und gleichzeitig an der Handelsakademie. Weitere Stationen seiner Laufbahn waren die Untersuchungsanstalt für Lebensmittel, das Technologische Gewerbemuseum und später ein Gymnasium in Wien sowie ein weiteres in Krems. Er verfasste u.a. mehrere wichtige Beiträge für den österreichischen„Codex Alimentarius Austriacus“, das grundlegende österreichische Lebensmittelbuch, das in den Jahren 1911 bis 1917 erschien. Als weiterer Schulmann machte sich der aus
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Draht und Drachenblut : die Warenkunde-Sammlung des Technischen
Museums Wien / Hubert Weitensfelder
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