72 Unterschied zur Tiefenschrift zu verdeutlichen, sind heute Seiten­schrift oder Berliner-Schrift die üblichen Bezeichnungen. Schellack­platten weisen meistens einen Durchmesser von 25 cm oder 30 cm auf und haben überwiegend in Seitenschrift geschriebene Rillen, die bei einem gewöhnlichen Grammophon durch eine dicke Stahlnadel oder bei einem modernen Plattenspieler mit Spezialnadeln abgetas­tet werden. 25 cm-Schellackplatten bieten maximal etwas mehr als 3 Minuten, 30 cm-Schellackplatten etwas mehr als 4 Minuten Spiel­zeit pro Seite. Ein weiteres charakteristisches Merkmal der Schellackplatte ist die Abspielgeschwindigkeit. Es gab Versuche von 60 bis über 100 Umdre­hungen pro Minute, wobei 78 U/min die häufigste Geschwindigkeit war. Als Abspielgerät für Schellackplatten dient das von Berliner erfun­dene Grammophon, ein Gerät zur Aufzeichnung und Wiedergabe von Tönen. Es war der mechanische Vorläufer des modernen Plattenspie­lers. Berliner ließ den Namen Grammophon(im englischen Original Gramophone) gesetzlich schützen. Darüber hinaus prägte Berliner auch den Begriff Schallplatte. Aufnahmen konnten mit einem Grammophon nach dem umgekehrten Abspielprinzip und der Verwendung einer Selbstschnittfolie, auch Aufnahmeplatte genannt, zumeist aus Decelith, angefertigt werden. Politische und private Stimmen gebannt Selbstschnittfolien aus Decelith Titel: Sprechende Feldpost von Alfred Z. 1944. Linz. Signatur: 1-03460 Titel: Dr. Karl Renner, 28.12.1945, Neujahrsansprache Signatur: 1-02990 Träger: Selbstschnittfolie aus Decelith Ursprüngliches Abspielgerät: Grammophon, Plattenspieler Die Schallplatte aus Decelith, basierend auf PVC, ist eine Art der Selbst­schnittfolie: eine dünne, elastische Platte, auf der man selbst akustische Aufnahmen festhalten konnte. Neben den Aufnahmen auf Walzen waren Selbstschnittfolien vor der Erfindung der elektromagnetischen Tonaufzeichnung auf Tonband eine Möglichkeit der Schallspeicherung, die bis Mitte des 20. Jahrhunderts in Verwendung war. Eine Decelithplatte besteht aus einem elastischen Kern, dessen Oberflächen mit einer weicheren Aufnahmeschicht versehen sind. Andere Formen von Selbstschnittfolien sind Platten mit