28Der Vorstand des Fördervereins war ebenfalls betroffen: Leopold Fialla,Prokurist der„Perlmooser Cementfabrik“ und Rechnungsprüfer im Verein,teilte dem Präsidium Anfang 1939 mit:„In Anbetracht des Umstandes, dassich Nichtarier bin, sehe ich mich zu meinem Bedauern genötigt, den Austrittaus ihrem gesch. Verein hiermit anzumelden und meine Stelle als Mitgliedihres Überprüfungsausschusses niederzulegen.“12In einem kurz gehaltenenSchreiben dankte Ludwig Erhard ihm für seine„bisherige Mühewaltung“.13Die antijüdische Gesetzgebung führte auch dazu, dass nun„Juden“ inder Definition der Nürnberger Gesetze der Besuch von Museen verbotenwurde. Sogenannten„Mischlingen“ wurde er einzeln, aber nicht in Gruppenerlaubt. Als die Privat-Handelsschule Neumann aus Wien im April 1943anfragte, ob einer ihrer„Mischlingskurse“ das Museum als Gruppe besuchen dürfe, wurde dies vom Reichsstatthalter untersagt – da nützte es auchnichts, dass einige dieser„Mischlinge“ sogar der HJ angehörten.14Im Dienst des Staates oder der NSDAP?Während sich von außen gesehen die Gleichschaltung des Museums mitdem nationalsozialistischen Regime ohne Probleme vollzog, entbranntehinter den Kulissen ein heftiger Konflikt um die künftige Ausrichtung unterden geänderten politischen Gegebenheiten. Das Museum wurde seit derVerstaatlichung 1922 vom Handelsministerium verwaltet. Dass es mit1. August 1938 in den Wirkungskreis des„Ministeriums für innere und kulturelle Angelegenheiten“ überführt wurde, störte noch niemanden. Führende Persönlichkeiten des Museums, wie Ludwig Erhard in seiner Funktionals Leiter des Forschungsinstituts für Technikgeschichte, Heinrich Goldemund als Präsident des Fördervereins sowie Georg Günther als Vertreterdes Vorstandsrats des Museums verfolgten jedoch weiterreichende Plänezur Umstrukturierung. Bereits im April/Mai 1938 initiierte ErhardGespräche mit dem„NS-Bund Deutscher Technik“(NSBDT) in München mit dem Ziel, das Forschungsinstitut für Technikgeschichte und inweiterer Folge auch das Technische Museum organisatorisch mit demNS-„Hauptamt der Deutschen Technik“ zusammenzuführen und unter dieLeitung des NSBDT-Führers Fritz Todt zu stellen.15Dieses Angebot maßgeblicher Persönlichkeiten des Museums kam TodtsIntentionen durchaus entgegen, da der NSBDT im Frühjahr 1938 ersteSchritte zur Gründung eines„Hauses der Deutschen Technik“ in Münchensetzte. Diese Institution sollte nicht nur die Zentrale des NSBDT werden