17Das Museum im KriegGeprägt von seiner pazifistischen Einstellung warf Exner während desKriegs sein ganzes Gewicht in die Waagschale, um Erhards Pläne zu verhindern. In der Generalversammlung des Museumsvereines im Juni 1915führte er angesichts des Drängens nach Berücksichtigung der Kriegstechnik zähneknirschend aus:„Aber abgesehen von dieser uns durch die Zeitgeschichte aufgenötigtenPflicht[zur Berücksichtigung der Kriegstechnik, H.L.] verlieren wir unsereHauptaufgabe und die ursprüngliche Mission des Museums nicht aus demAuge.[…] Nach Beendigung des wahnsinnigen Krieges, in dem sich Europa zerfleischt, werden die Früchte der gemeinsamen Geistesarbeit allerKulturvölker wieder aufleben.“13Exner hielt auch während des Kriegs anseiner Überzeugung fest, ein„großes Friedenswerk“ zu schaffen.14Von diesem internen Konflikt abgesehen, hatte der Weltkrieg jedochAuswirkungen auf die Museumsgründung, die nicht oder nur teilweisebeeinflussbar waren. Die Zahlen der jährlichen Objektneuannahmen inden Jahren von 1914 bis 1918 zeigen etwa eindrucksvoll den kriegsbedingten Rückgang von über 1400 auf unter 400 Objekte. In diesen Zahlen sindallerdings nur die neu inventarisierten Einzelobjekte von Unternehmenund Privatpersonen, nicht jedoch die zahlreichen bereits bestehendenund übernommenen Sammlungen mit ihren alten Inventaren, wie z.B. dasEisenbahn- und Postmuseum, die Petermandl’sche Messersammlung oderdie Sammlung der Apothekengefäße, enthalten.Der von Erhard in seinem Manuskript„Kriegsacker im Museumsgelände“zu Recht erwähnte Ausfall zuvor zugesagter Objekte von Unternehmen aufGrund von Rüstungsaufträgen und der Einberufung von Teilen der Belegschaft ist in den sogenannten„Frühakten“ des Museumsarchivs dokumentiert. Hier nur ein Beispiel: Interessiert an aktuellen technischen Innovationen, stand Erhard seit 1913 in Kontakt mit Viktor Kaplan, Professor an derDeutschen Technischen Hochschule in Brünn(Brno). Kaplan hatte im Jahrzuvor im Versuchslabor dieser Hochschule mit der Entwicklung einer Turbine mit beweglichen Laufradschaufeln begonnen. Zwar erhielt das Museumim Oktober 1914 die Zeichnung einer Kaplan-Versuchsturbine, doch IgnazStorek, der Besitzer jener Stahlhütte und Gießerei in Brünn, die mit Kaplankooperierte, musste unmittelbar danach aus den angeführten Gründendie Anfertigung einer Turbine für die Schausammlung absagen.15Die ersteKaplan-Turbine kam erst 1926 ins Museum.