93Wundverband.„Die Leinwand wurde zerschlissen, gewaschen und alsVerbandmull sterilisiert“, berichtet ein Zeitzeuge. Und weiter:„AuchBrennesseln mußten wir sammeln – aus den großen Stengeln machteman Garn zum Spinnen für Anzüge. Die Mädchen strickten Pulswärmerund Socken für die armen Soldaten.“15Was schon für die Kinder- und Jugendliteratur gesagt wurde, gilt auchfür die Schule. Sie konnte sehr leicht vom Krieg in die Pflicht genommenwerden, weil kaum Kritik daran geübt wurde und eine gesellschaftlichanerkannte Alternative fehlte.„Für Gott, Kaiser und Vaterland!“ verband so gut wie alle. Auch die traditionelle Rolle des Lehrers in der Monarchie war festgelegt. Sein Verhältnis zum Schüler war das des Offizierszum Rekruten.„Vorsprechen und Nachsagen, Belohnung und Bestrafung waren die Methoden dafür. ‚Lehr- und Wehrstand[…] gehörenzusammen.‘“16Es versteht sich von selbst, dass ein solches Verständnisdes Schulsystems nicht erst 1914 etabliert worden ist. Schon in der Zeitdavor hatte man es entwickelt. Aber erst mit dem Beginn des Weltkriegsentfaltete es seine ganze Sinnhaftigkeit.