DOI 10.60531/INSIGHTOUT.2024.2.5| HEILIG, LORENZ: QUEERING EXHIBITIONS_ INSIGHTOUT 2(2024) 21 Queering stellt eine Desorientierung dar, und diese zu nutzen, um neue, ungewohnte, spannende oder vergessene und vernach­lässigte Orientierungsmöglichkeiten zu bieten, ist ein Ziel unserer Auseinanderset­zung in Bezug auf die Wissensvermittlung im Technischen Museum Wien. Laut Sara Ahmed kann die Störung in der Wahrneh­mung einer Umgebung durch verschiedene Mittel ausgelöst werden. Etwa dadurch, dass etwas aus dem Hintergrund in den Vordergrund gerückt wird, 6 wie es zum Beispiel bei der Präsentation der Staub­sauger in der Ausstellung zur Alltagstechnik passiert (Abb. 1). Diese stellen Gegenstände derver-unsicht­barten Care-Arbeit dar: Oft als scheinbar belanglos oder alltäglich betrachtet, werden sie hier im Muse­um als wertvolle Kulturgüter nebeneinander in einer Vitrine ausgestellt. In dieser Art der Darstellung fin­det eine Verschiebung von Hintergrund und Vorder­grund sowie eine zeitliche Gleichstellung statt. In der Vermittlung kann auf das Paradoxon zwischen Ge­brauchsgeschichten der Exponate und deren gleich­zeitig formaler Erhöhung durch die Darstellung hin­gewiesen werden, um zum Beispiel die ungleiche Verteilung der Reproduktionsarbeit zu thematisieren und gesellschaftlich marginalisierte Arbeit in den Vordergrund zu rücken. Exponate können in der musealen Vermittlungs­arbeit als Anker für Geschichte(n) genutzt werden. Sie bieten die Möglichkeit, sich inhaltlich, aber auch optisch, taktil, akustisch und physisch an ihnen fest­zuhalten oder auch, sich thematisch an ihnen zu reiben. Wir können diese Objekte nach Sara Ahmed auch alsorientation devices lesen. 7 Rena Onat übersetzt Ahmedsorientation devices alsOrien­tierungshilfen und erklärt, dass siedabei helfen sollen, Wege zu finden oder noch viel mehr- Ziele zu finden, Endpunkte, Orte, an denen man ankom­men möchte. 8 Ausgehend von Ahmeds Theorie von Objekten alsorientation devices fragen wir, welche Exponate im Technischen Museum Raum bekommen, welche weniger und was für Orientierungsmöglich­keiten sie jeweils anbieten. Abb. 1: Ausstellungsansicht,Alltag. Eine Gebrauchsanweisung,© Technisches Museum Wien 6 Ebd., S. 166–168. 7 Ahmed, siehe Anm. 3, S. 11. 8 Onat, siehe Anm. 4, S. 43.