169der Renaissance Frauen zu sehen, die durch Epilieren oder Rasieren denHaaransatz nach oben verlegten. Eine gewisse Rolle erhielt die Haarentfernung Anfang des 19. Jahrhunderts, als kurze Ärmel modisch wurdenund sich gleichzeitig das Ideal eines haarlosen Körpers zu verfestigenbegann; Haarwuchs an Armen galt nun als störend. Denselben Effekt hattedas schulterfreie Ballkleid ab den 1870er-Jahren, jetzt waren zudem dieAchselhöhlen zu enthaaren. Blieb ärmellose Kleidung bis nach dem ErstenWeltkrieg auf Ausgehgarderobe beschränkt, fand sie in den 1920er-Jahrenbreite Anwendung bei Sommerkleidern und Badeanzügen.132Im Gegensatz zum Körperhaar wurde Gesichtsbehaarung von Frauen kaum thematisiert, die Entfernung wohl als selbstverständlich vorausgesetzt.Erleichtert wurde das Rasieren des Körpers durch die Entwicklung vonSicherheitsrasierern, mit deren Verbreitung – anders als bei den früherenRasiermessern – auch sogenannte Damenrasierer angeboten wurden.Doch war eine jahrzehntelange Überzeugungsarbeit insbesondere unterdem Aspekt Attraktivität nötig, um die Mehrheit der Frauen zum Enthaaren bzw. zum Kauf von Rasierern zu bewegen.133Um dies zu befördern,propagierten die Hersteller nicht die Nutzung vorhandener Rasierer auchdurch Frauen, sondern brachten eigene, an Frauen gerichtete Geräte aufden Markt. Bald nach 1900 führten US-amerikanische Hersteller Modelleein, die der Rasur der Arme, teilweise auch der Achseln dienen sollten.Dabei waren oft nur Namen und Verpackungen auf die Kundin gemünzt,die Rasierer glichen den Herrenmodellen, wie etwa The Milady Décolletévon Gillette.„In essence, Gillette capitalized off reaching a new segment of the shaving population by popularizing the practice in itself. Inother words, they made women want to shave their arms, and also wantto buy a Gillette to do the shaving. Simply brilliant. Later on, Gillettewent a step further to convince European women to do the same thing,and even added in the popularity of clean-shaven female legs. What aconcept!“134Mit der vermehrten Rasur der Achselhaare ab den 1920er-Jahren, insbesondere durch städtische weibliche Angestellte, stieg das Angebot anApparaten und Klingen. Wenngleich Rasierer vor allem für die Achselrasurbeworben wurden, waren sie nur teilweise speziell konzipiert. Ein solchesBeispiel ist der Nassrasierer Schermack aus den 1930er-Jahren, dessenrunder Scherkopf von der üblichen Form abweicht und sich so besondersfür die Rasur der Achselhöhlen eignen soll(Inv.Nr. 60497). Die meistenRasierer unterschieden sich weiterhin kaum von jenen für Männer oderwaren verkleinerte Versionen.135Wirkten Modelle durch ihre Miniaturisierung per se zierlich, wurde in der Folge eine feminin gedachte Anmutungbetont – entweder des Rasierers selbst oder des Etuis. So erscheint der