170 NASSRASIERER Schermack Round Razor Corp., 1930–1939 Inv.Nr. 60497 Miniatur-Damenrasierer Kewtie aus den 1940/50er-Jahren zwar besonders grazil, da er aus hellem Kunststoff ist(Inv.Nr. 60518). Doch zum weiblich markierten Produkt wird er durch das wellenartig geformte Etui, das eine Muschel assoziieren lässt. Neben den Achseln gerieten mit der sich verändernden Frauenmode auch die Beine in den Blick. Die einst bodenlangen Röcke wurden im Ersten Weltkrieg kürzer, bis sie in den 1920er-Jahren knielang waren. In dieser Zeit kamen fleischfarbene Strümpfe aus Viskose, Kunstseide oder Rayon genannt, auf den Markt, die zunehmend verfeinert wurden und eine gewisse Durchsichtigkeit erhielten. Zuvor bestanden Strümpfe fast nur aus schwarzer Wolle oder Baumwolle und waren damit völlig blickdicht. Als um 1920 mit Kino und Zeitschriften Bilder in erhöhtem Ausmaß in die Welt gesetzt wurden, konnte das Aussehen der als Stars kultivierten Schauspie­ler und Schauspielerinnen zum Vorbild für Körper- und Schönheitsideale erhoben werden. Der als modern propagierte Mann hatte bartlos zu sein, die moderne Frau ohne sichtbares Körperhaar. Während die Bartmoden im Laufe des 20. Jahrhunderts wechselten, verfestigte sich die Haarlosig­keit sukzessive zum Diktum, die den gesamten Frauenkörper und im 21. Jahrhundert zudem vermehrt den Männerkörper erfasste. Ab den 1950er-Jahren wurde parallel zur Verbreitung nun gänzlich durch­sichtiger Strümpfe und einer Haut zeigenden Strand-, Urlaubs- und Freizeitmode weibliches Körperhaar verstärkt als unerwünscht und störend deklariert. Dies entsprach der Ausformung einer Körperkultur, bei welcher der glatte, geruchlose Körper die Norm war und Schweiß, Schuppen so­wie Körpergerüche als ungehörig galten. Dabei wurden anfangs durchaus