14 Daraufhin unterzog sich der Verwalter Nölscher der Mühe, aus den AltInventaren die Ankaufsorte der Gefäße herauszuschreiben. Rund sechs Wochen später übermittelte er dem Museum den gewünschten„Ausweis“ mit den bemerkenswerten Sätzen: „Ich konnte nur von einem Teil der Gefässe den Ankaufsort – der Herkunftsort ist nicht bekannt – angeben, weil von jenen Gefässen, welche aus dem Inventar nach weiland Sr. k. u. k. Hoheit, dem Durchl. Herrn Erzherzog Franz Ferdinand stammen, gar keine Daten zur Verfügung stehen. Die im Ausweise angeführten Nummern sind auf den Gefässen in roter Farbe angebracht.“ Hier kommt zum ersten Mal Erzherzog Franz Ferdinand, der in Sarajewo ermordete habsburgische Thronfolger, ins Spiel. Nun, auf den Gefäßen befinden sich keine„roten Nummern“, dafür trägt rund die Hälfte der Objekte Papieraufkleber mit gedruckten schwarzen Zahlen und dem handschriftlichen Vermerk„B.B.“, ganz offensichtlich ein Hinweis auf Blühnbach. Diese „schwarzen Nummern“ wiederum lassen sich in keinem der im Technischen Museum vorhandenen Verzeichnisse finden. Handelt es sich um zwei verschiedene Sammlungen, die da aus Blühnbach gekommen waren? Und demnach auch um zwei unterschiedliche Inventare? Welche Rolle spielt Arthur Krupp und welche Erzherzog Franz Ferdinand? Der Mäzen – Arthur Krupp Die weiteren Recherchen brachten Erstaunliches zu Tage. Arthur Krupp hatte Anfang 1916 offenbar allen Grund gehabt,„seine“ in Aussicht gestellte großzügige Schenkung zu diesem Zeitpunkt nicht publik zu machen. Denn die so generös zur Verfügung gestellte Sammlung gehörte ihm vermutlich nicht – noch nicht. Die Spurensuche führte nun weiter ins Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv. Dort wird man zu allen Belangen fündig, die den kaiserlichen Hof und die kaiserliche Familie betreffen. So auch in Sachen Blühnbach. Das „Allerhöchste Familienfondsgut Blühnbach“ war 1908 auf Betreiben Franz Ferdinands vom kaiserlichen Privat- und Familienfonds erworben und dem Erzherzog zur alleinigen Nutzung übertragen worden. Nach der Ermordung des Thronfolgers 1914 stand es zur Disposition. Der Familienfonds unternahm Anstrengungen, sich des ungeliebten Gutes, das anstatt Erträge abzuwerfen Unsummen an Aufwendungen verschlungen hatte, zu entle-
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Von Bibergeil bis Theriak : Apothekengefäße aus den Sammlungen des
Technischen Museums Wien / Mechthild Dubbi
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