12 me im Polytechnischen Institut fand. 1844 ordnete Ferdinand, der inzwischen zum Kaiser gekrönt worden war, die Zusammenlegung der beiden Kollektionen an. Eine Reihe von Objekten gelangte nach der Abhaltung öffentlicher Schaustellungen in das FPK, beispielsweise aus den Wiener Gewerbeausstellungen der Jahre 1835, 1839 und 1845. Zum Vergleich mit anderen Staaten fanden auch Muster aus England, Frankreich, Russland und aus deutschen Ländern den Weg nach Wien. Weitere Gegenstände stammen beispielsweise aus dem sogenannten„Brasilianischen Museum“; dieses existierte in den Jahren 1821 bis 1835 in Wien und umfasste vor allem Belegstücke einer langjährigen österreichischen Brasilien-Expedition. Auch einige Objekte von der ersten Weltausstellung 1851 in London und einer weiteren großen Schau in New York in den Jahren 1853/54 sind vertreten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfuhr die Sammlung noch weitere wesentliche Zugänge, doch verloren die Objekte nun den besonderen Reiz von Zeugnissen aus der frühen Industrialisierung. Darüber hinaus sind Zeitpunkt und Kontext ihrer Entstehung in vielen Fällen nicht mehr überliefert. Mehrmals wurden Teile des FPK an andere Institutionen abgetreten. Im Jahr 1912 gelangten schließlich 44.341 Stücke mit 19.311 Inventarnummern als Leihgabe an das damals neu gegründete„Technische Museum für Industrie und Gewerbe“(heute TMW). Viele weitere Gegenstände kamen an das„k.k. österreichische Museum für Kunst und Industrie“, das heutige Museum für angewandte Kunst(MAK). Eine bedeutende Zahl von Objekten verblieb an der nunmehrigen Technischen Hochschule; doch ging der große Teil davon in den folgenden Jahrzehnten verloren. Ein ganz erheblicher Teil der FPK-Sammlung des TMW stammt aus den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens. Heute bildet dieser Bestand eine der weltweit umfangreichsten und bedeutendsten Kollektionen zur materiellen Kultur dieses Zeitraums, vor allem des Biedermeier. Durch die Informationen auf den Mustertafeln und zusätzlich durch Altinventare des Museums ist das FPK über weite Strecken ausgezeichnet dokumentiert. Wer diese Waren erwarb und in Gebrauch nahm, ist bislang allerdings weit weniger bekannt und erforscht. Fest steht aber, dass es sich vor allem um die Warenwelt des städtischen und kleinstädtischen Bürgertums sowie von Teilen des Adels gehandelt hat. Nur relativ wenige Gegenstände lassen auf eine niedrigere gesellschaftliche Schicht als Abnehmer schließen. Wie wurde das FPK nach seiner Ankunft im Technischen Museum präsentiert? Seit dessen Eröffnung im Jahr 1918 waren Objekte aus diesem
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Draht und Drachenblut : die Warenkunde-Sammlung des Technischen
Museums Wien / Hubert Weitensfelder
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